KRĂ„UTERKASTEN BĂśRGERTREFF KLEINKUNST

Es ist nachmittags, 14.30 Uhr, „Kräuterkasten geöffnet“ steht auf dem Schild an der Tür. Doch schon eine halbe Stunde vorher herrscht innen Betrieb. Zwei vom Kräuterkastenteam sind da, stellen Blumen auf die Tische, ersetzen abgebrannte Kerzen. Sie werfen die Kaffeemaschine an, sorgen für Getränkenachschub, schneiden die selbst gebackenen Kuchen auf, richten Brezeln für die, die nichts Süßes mögen. Dann warten sie auf ihre Gäste.

Die kommen gerne in Gruppen und haben als solche ihren Lieblingsplatz. So sind die drei Ecktische im Raum meistens schnell besetzt. Es ist erstaunlich, wie viele Leute an einen Tisch für vier bis fünf Personen passen, aber je enger, desto gemütlicher und lebhafter. Sie mustern die Kuchen schon beim Hereinkommen, treffen dann ihre Wahl, dazu Kaffee oder Tee der verschiedensten Sorten. Tee ist besonders beliebt. So müssen immer wieder Teegläser von Hand gespült werden. Der Platz im Kräuterkasten ist beschränkt, auch beim Geschirr. Doch die beiden, die gerade Dienst haben, sind ein eingespieltes Team. Schnell werden die Bestellungen aufgenommen, schnell wird serviert und es bleibt trotzdem Zeit für ein freundliches Wort. Man kennt sich eben. Das zeigt sich auch, wenn später die Kaffeetassen und Teegläser gegen Wein-, Bier-, Sprudelgläser ausgetauscht werden. „Das Bier bitte nicht zu kalt“, klar, das wissen wir doch. „Ein Weißweinschorle spezial“ – ein Blick auf den, der bestellt hat und Frau oder Mann hinter der Theke weiß, in welchem Verhältnis Wein und Mineralwasser stehen müssen. Weil man sich kennt, setzt sich die Bedienung schon mal mit an einen Tisch für einen kurzen Plausch. Denn die Atmosphäre ist ungezwungen. So winken die anderen Gäste einfach, wenn sie noch etwas bestellen wollen, keiner kontrolliert, wie lange sie an einer Tasse Kaffee sitzen. Besonders lebhaft geht es am Samstagmorgen zu, wenn die Besucher auf ihrem Weg zum oder vom Wochenmarkt vorbeikommen. Da gibt es zwar keinen Kuchen, aber ein Laugenspitz mit Butter ist eine gute Abwechslung.

Warm und heimelig ist es im Winter in diesem Raum mit den Holztischen, dem riesigen Trägerbalken in der Mitte, den alten Ofenplatten an den Wänden, den kleinen Fenstern in dicken Mauern. Angenehm kühl bleibt es im Sommer. Doch dann wird für Sonnenhungrige der Raum ausgedehnt hinaus in den Hof, werden Tische und Stühle an der Hausmauer und am Brunnen aufgestellt. Dabei legen die Gäste bei Bedarf ganz selbstverständlich mit Hand an. Wie gesagt, man kennt sich eben.

Wenn es dann ans Bezahlen geht, freut sich sicher mancher Gast über die moderaten Preise. Nun, der Kräuterkasten ist ja keine normale Wirtschaft mit Chef und Angestellten. Das ganze Team, im Augenblick gut 30 Frauen und 3 Männer, arbeitet ehrenamtlich, einfach aus Spaß an der Sache. So wird auch das Trinkgeld in einen gemeinsamen Topf geworfen für den Jahresausflug, mit dem sich das Team belohnt.